Deutsch.

GRÜNDERIN UND CHEF-REDAKTEURIN
ANA-MARIJA CVITIC

1. Was ist das Konzept von Béton Bleu?

Béton Bleu ist ein digitales Kulturmagazin, das der Frage nachgeht, wie Europa durch Kultur erlebbar gemacht wird und werden kann. Die Idee ist, junge Kreative, Kunstschaffende und politische AktivistInnen dazu zu interviewen, wie sie sich zur EU und ihren Werten in ihrer künstlerischen Arbeit positionieren. Positionieren sie sich überhaupt? Und wenn ja wie? Béton Bleu ist sozusagen ein Rechercheprojekt an der Schnittstelle zwischen Kunst, Politik, Aktivismus und Design. Als urbane Plattform der europäischen Öffentlichkeit versteht es sich fast von selbst, dass alle Publikationen mindestens zweisprachig erscheinen werden.

2. Welche Aspekte sind dir besonders wichtig?

Béton Bleu ist ein unabhängiges, überparteiliches Magazin, deshalb wird die Debatte rund um die EU ergebnisoffen geführt. Meine persönliche Meinung ist, dass die EU oft falsche Prioritäten setzt, wenn es um die Förderung der Kulturlandschaft geht und das möchte ich adressieren, auch wenn das Magazin pro-europäisch gedacht ist. Ein anderer Aspekt ist mir persönlich – aufgrund meiner eigenen Biographie – extrem wichtig, und zwar, dass es eine Gender-Balance gibt und dass möglichst viele junge Menschen aus den ehemaligen Ostblockstaaten und Yugoslawien zu Wort kommen. Und, wo es möglich ist, Bildungsaufsteiger porträtiert werden. Es ist nämlich extrem schwierig, als Arbeiterkind Fuß in der Kulturbranche zu fassen, das ist europaweit ähnlich.

BÉTON BLEU PUBLIZIERT mindestens zweisprachiG.

3. Woher deine Motivation Béton Bleu ausgerechnet jetzt zu gründen?

Das ursprünglich nur wirtschaftlich gedachte Projekt „EU“ hat – vielleicht sogar unabsichtlich – etwas losgetreten, das einer näheren Untersuchung wert ist: Eine Art Bindestrich-Identität, die uns eint. Durch die EU bekommen wir eine Art gemeinsame „Dach-Staatsbürgerschaft“. Mich interessiert besonders, wie sich das im kreativen Sektor niederschlägt bzw. wie auch der kreative Sektor zu diesem Identitätsgefühl beiträgt. Unser Alltag ist so engmaschig mit den Aspekten der Globalisierung verzahnt, wir konsumieren international, wir denken international – nicht nur, weil wir mit dem Internet einen neuen ‚Bewusstseinsraum‘ haben; ich bin physisch hier aber psychisch in der Welt >online<, der die Grenzen von Kultur verschwimmen lässt - all das ist eine interessante Ausgangsfrage für ein Rechercheprojekt.

4. Und mit welcher Anfangsthese startest du in die Recherche?

Ich persönlich glaube, dass zwei Endzwanziger mit einem ähnlichen Bildungsniveau in Krakau und Madrid mehr verbindet, als zwei Gleichaltrige unterschiedlichen Bildungsgrades aus demselben Land. Das hat extrem viel mit unserem Zeitgeist und dem Phänomen, wie es die Soziologin Cornelia Koppetsch beschreibt, „global citizens“ zu tun. Gleichzeitig finde ich die Frage extrem wichtig, wie Kinder von Migranten der zweiten, dritten Generation über dieses Thema nachdenken. Sie kennen das Gefühl einer “Bindestrich-Identität” besonders gut. Béton Bleu heißt nicht umsonst so; mir geht’s um die junge urbane Generation, die gar nichts anderes als Multikulturalität kennt. Ich möchte die Geschichten hinter den Statistiken kennenlernen.

(c) 29.01.2020

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